Eintopf mit Deckel drauf

Kochtopf mit Eintopf auf Herd und ein Koch

Bei Stöbern im Fediverse Report ep 71 bin ich über eine skurrile Idee gestolpert. Da war von "föderierten" Opt-In-Netzwerken die Rede. Anlass für die Idee war wohl, dass das echte Fediverse in seiner jetzigen Form von einigen als fürchterlich "böser Ort" angesehen wird, an welchem man niemals wirklich völlig vor unangenehmen Erlebnissen geschützt ist. Und um dem zu entgehen, sollte doch nun ein Netzwerk von "Fediverse"-Servern aufgebaut werden, die nicht von sich aus mit allen anderen Servern interagieren, sondern, die nur mit Instanzen föderieren, die in einer Opt-In-Liste aufgeführt sind. Damit könne man "das Böse" perfekt raushalten.

Wer auf die "Club-Liste" kommt, das bestimmen Regeln und die bisherigen Club-Mitglieder. Die müsen sich einig sein (viel Spaß dabei, Einigkeit herzustellen)... und dann muss die Erlaubnisliste auch noch irgendwo zentral oder auch dezentral (aber natürlich synchronisiert) vorgehalten werden.

Wenn ich sowas lese, dann frage ich mich, ob diejenigen, die das wollen, übehaupt richtig im Fediverse, wie wir es schätzen, sind. Das hat mit dem Gedanken hinter dem Fediverse nicht mehr viel zu tun, außer dass die Elite-Instanzen auch verteilt sind und mit einander föderieren... aber halt nur miteinander... ein schönes Süppchen... ein Eintopf mit Deckel drauf.

Genaueres über die Idee kann man beim "Oliphanten" lesen... Islands: An Opt-In Federated Network (arch)

Ja genau, das ist die Seite mit den Blocklisten. Zu Blocklisten habe ich ein eher gespaltenes Verhältnis, wobei ich die bei Oliphant vorgehaltenen bzw. verlinkten Listen für durchaus praktikabel und durchdacht halte. Man muss sie ja auch nicht blind übernehmen, sondern kann (und sollte, in meinen Augen) sich auch selbst mal ein Bild von dem einen oder anderen Listeneintrag machen... insbesondere wenn die Begründung fehlt oder wischiwaschi klingt. Die beste Blockliste ist diejenige, die man für seine Instanz selbst erstellt.

Von der Idee mit den Opt-In-Insel-Server-Verbänden halte ich persönlich nichts. Zumal es mindestens eine Fediverse-Plattform gibt, die man so nutzen kann, dass man einen extra Privat-Club gar nicht braucht: Hubzilla.

Hubzilla erlaubt es in den Einstellungen für die Kanalrolle (Berechtigungsrolle) benutzerdefinierte Einstellungen vorzunehmen.

Damit kann man für jeden Kontakt und jeden Besucher festlegen, wie er mit einem selbst interagieren darf:

  • Kann meinen Kanal-Stream und meine Beiträge sehen

  • Kann mir die Beiträge aus seinem/ihren Kanal schicken

  • Kann mein Standardprofil sehen

  • Kann meine Verbindungen sehen

  • Kann meine Datei- und Bilderordner sehen

  • Kann in meine Datei- und Bilderordner hochladen/ändern

  • Kann die Webseite meines Kanals sehen

  • Kann meine Wiki-Seiten sehen

  • Kann Webseiten in meinem Kanal erstellen/ändern

  • Kann meine Wiki-Seiten bearbeiten

  • Kann auf meiner Kanal-Seite ("wall") Beiträge veröffentlichen

  • Darf meine Beiträge kommentieren und mögen/nicht mögen

  • Kann mir direkte Nachrichten schicken

  • Kann Profile und Profileigenschaften mögen/nicht mögen

  • Kann mit mir chatten

  • Kann meine öffentlichen Beiträge in anderen Kanälen zitieren/spiegeln

  • Kann meinen Kanal administrieren

Für all diese Dinge kann man nun festlegen, wer das tun darf:

  • Nur ich

  • Nur die, denen Du es explizit erlaubst

  • Angenommene Verbindungen

  • Beliebige Verbindungen

  • Jeder auf dieser Webseite

  • Alle Hubzilla-Mitglieder

  • Jeder authentifizierte

  • Jeder im Internet

Damit ist es möglich - wozu auch immer - einen Kanal anzulegen, den niemand sieht und mit dem niemand interagieren kann. Vielleicht wäre das sinnvoll denkbar für eine Art rein persönlichen "Notizzettel".

Stellt man die meisten Berechtigungsfunktionen auf "Nur die, denen du es explizit erlaubst" (sehr restriktiv) oder "Angenommene Verbindungen" (bei eigenverantwortung, welche Verbindungen man eingeht), hat man eine sehr "saubere" Timeline. Vorteil dabei: Man zwingt niemanden, der ebenfalls auf dem eigenen Hub Kanäle betreibt, sich an einer "Zwangsreinhaltung" zu beteiligen. Weiterer Vorteil: Man kann sich mehrere Kanäle mit unterschiedlichen Berechtigungen anlegen und je nach "mentaler Tagesform" entscheiden, wie man am Fediverse teilnimmt.

Als Sahnehäubchen kann man auch noch für jeden Kontakt andere Berechtigungen festlegen. Präziser geht es wohl nicht.

Aber bitte... schüttet Euch ruhig "virtuelle Inseln" in internationalen Gewässern auf und lasst nur die zu Besuch, die Euch nach dem Mund reden. Jeder kann und darf Instanzen betreiben und benutzen, wie er es mag. Aber nennt das dann nicht das Fediverse... denkt Euch einen eigenen Namen aus.

This article was updated on 5 August 2024