Die Threads-Frage
Genau die selbe Frage, wie die von @don@microblog.social, stelle ich mir auch. Er schreibt:
Ich habe das Problem mit #Threads noch nicht so ganz verstanden.
Ich verstehe die Aufregung auch nicht.
Ich akzeptiere, das #Threads von vielen „verteufelt“ oder mindestens „nicht“ gemocht wird, weil es Teil von Meta ist. Ich verstehe auch, dass viele Mitglieder des Fediverse (ich schätze die Mehrheit) nicht auf die Idee kommen würde, nun selbst einen Account bei Threads zu eröffnen, weil man da nun allen Kontakten im Fediverse folgen kann (kann man noch nicht und wird man eh nicht können, weil etliche Instanzen threads.net gesperrt haben). Sicher wird es einige wenige geben, die zu Threads umziehen, weil sie es „cooler“ finden, vermeintlich mit größerer „Reichweite“ (Bullshit, wenn man vom Fediverse spricht) wegen der Größe der Instanz rechnen, oder weil ihnen das Interface besser gefällt. Aber das werden Ausnahmen bleiben. Und vielleicht werden von diesen „Wenigen“ ein paar weitere „Wenige“ auch wieder zurückkehren, weil sie geschätzte Kontakte aus dem Fediverse (außerhalb von Threads) verlieren, da diese einen Account bei einer Instanz haben, die Threads blockt.
Und genau das ist es, was ich nicht verstehe. Weshalb wollen Instanzbetreiber unbedingt Threads blocken? Sie greifen damit recht stark in die Autonomie der Nutzer ihrer Instanz ein, denn sie verbieten ihnen, mit bestimmten Nutzern, die bei Threads sind, zu interagieren. Doch was sind die Gründe, bzw. die Argumente?
Also… man „wisse“, dass bei Threads nicht anständig moderiert werde. Woher man das weiß? Das weiß man einfach. Ohne Threads zu kennen. Weil, ja weil bei Facebook ja auch nicht ordentlich moderiert wird. Und weil das deshalb bei Threads ganz sicher auch so ist.
Hmmm… das nenne ich „Vorurteile“. Wenn es Belege für schlechte Moderation bei Threads gibt, dann nur her damit. Aber eine Behauptung. „Weil die sind ja alle so“ ist für mich nur Geblubber ohne Substanz. Es mag Erfahrungen geben, die schlechte Moderation befürchten lassen… aber Erfahrungen ersetzen keine Fakten.
Sollte es so sein, dann würde das bedeuten, dass bei Threads schlecht moderiert wird. Doch das ist innerhalb des bisherigen Fediverse doch auch so. Es gibt sicher auch Instanzen, bei denen nicht ordentlich moderiert wird. Wobei „ordentlich“ auch noch eine Definitionssache ist und auf eigenen Vorstellungen basiert. Was wären denn nun die Auswirkungen? Na ja… ich kann mir nur Auswirkungen auf die globale Timeline der Instanzen, die mit Threads föderieren, vorstellen. Wenn ein Nutzer einer Fediverse-Instanz einem Thread-Account folgt und er da dann „favorisiert“ / „sternt“ / „likes setzt“… wie auch immer… oder dessen Beiträge „teilt“ / „boostet“… wie auch immer…, dann können Beiträge, die nicht allen gefallen natürlich auch in der eigenen Timeline landen, sofern man dem Nutzer der Fediverse-Instanz folgt. Und dann ist es am Nutzer, zu entscheiden. Er kann den Threads-Nutzer stummschalten, blocken, etc. Damit schließt er aus, dass er mit Inhalten dieses Nutzers konfrontiert wird. Dafür muss nicht die eigene Instanz den Threads-Nutzer, den Fediverse-Nutzer oder gar Threads selbst blocken. Ich bin als reiner Nutzer von Fediverse-Diensten schon unabhängig und groß genug, dass ich selbst persönlich für mich entscheiden kann, was ich sehen will und was nicht. Gibt mir der Fediverse-Dienst die Möglichkeit, solche Inhalte zu unterdrücken, dann mach ich das. Dafür brauche ich keinen „Betreuer“.
Verstoßen solche Inhalte gegen die Regeln der Instanz, dann ist der Admin oder das Moderatoren-Team der Instanz in der Pflicht, diese zu entfernen und künftig ggf. zu unterdrücken. Das müssen sie ja auch tun, wenn sich Nutzer der eigenen Instanz wirklich daneben benehmen.
Das Auftauchen „unangemessener“ Inhalte in der globalen Timeline sehe ich als nicht so kritisch an. Erstmal nutzen die wenigsten diese Timeline überhaupt intensiv. Und man kann über solche Inhalte hinwegsehen. Außerdem kann man als Nutzer Quellen dieser Inhalte, wie erwähnt, ohnehin für die Zukunft unterdrücken.
Das ist also als Argument für einen kompletten Instanzblock von Threads doch Pillepalle.
Ein weiteres Argument gegen die Föderation mit Threads sei die Gefahr von „embrace, extend and extinguish“ (#eee). Da wird heraufbeschworen, Threads würde, wenn es erstmal fest via ActivityPub im Fediverse angekommen sei, die Standards verändern und festlegen… und andere Instanzen quasi dazu zwingen, dies auch zu tun, weil die Föderation, also das Zusammenwirken mit Threads sonst nicht mehr richtig funktioniere. Threads hätte diese „Macht“, weil es ja so viele Nutzer habe. Mal ehrlich: Dann wäre immer noch ausreichend Zeit, Threads zu blocken. Das ändert am Status Quo des Fediverse dann doch auch nichts. Die Nutzerzahlen sind doch eh mehr Augenwischerei. Und ich bezweifle, dass sich jetzt alle Threads-Nutzer als Teil des Fediverse sehen und hauptsächlich Accounts dort folgen.
Das AP wird auch Threads nicht komplett „umstülpen“ können.
Damit ich diese Mär glaube, bräuchte ich mal konkrete Beispiele, wie sich Threads, also Meta das AP zu eigen machen könnte, so dass es negative Auswirkungen auf den Rest des Fediverse hätte.
Bis jetzt ist der ganze Stress um Threads und das Fediverse nur aufgeblähte Panikmache in Verbindung mit moralisierender Einschüchterung.
Und für mich widerspricht der Block-Reflex der grundlegenden Idee des Fediverse, nämlich dem der Offenheit. Ich empfinde das eher als Beißreflex gegen alles, was der eigenen Moral nicht zu 100% entspricht. Und als Bevormundung der Nutzer der eigenen Instanz.
Gibt es Argumente die mich umstimmen könnten? Bitte her damit!